Die Stimme des ZSC
«Zett Äss Cee»
Kein Mann hat das mediale Aussenbild des ZSC und der ZSC Lions stärker und leidenschaftlicher geprägt als Radio-24-Reporter Walter Scheibli.
Eine Hommage an eine Legende.
Es gibt Dinge, die ändern sich nie: Der Schweizer Nationalfeiertag wird am 1. August gefeiert und Heilig Abend am 24. Dezember. Und wenn Walter Scheibli ins Mikrofon spricht, branden den Zuschauern Leidenschaft und Enthusiasmus in höchsten Dosen entgegen – und über die Lautsprecher hört man das ZSC-Herz förmlich pochen. Verteidiger-Legende Andreas Zehnder sagt über den berühmtesten Zürcher Radioreporter der Welt: «Zu Walti ging ich auch dann gerne zum Interview, wenn wir nicht so gut gespielt hatten. Denn er liess uns nie hängen.»
Der frühere Teamkollege Bruno Vollmer ergänzt: «Es war immer ein Highlight, Walti vor dem Mikrophon Red und Antwort zu stehen.» Und Meistertrainer Kent Ruhnke hebt die Stimme des Hallenstadions sogar auf eine höhere Ebene als die Protagonisten auf dem Eis: «Wenn man an den ZSC denkt, denkt man an Walter Scheibli – und umgekehrt. Er ist vielleicht der einzige Reporter, der einen grösseren Namen hat als alle Spieler.»
«Zett Äss Cee»! Niemand spricht die Initialen des Klubs authentischer und prägnanter aus als Walter Scheibli. Die Fans lieben ihn dafür. Sie feiern ihn wie einen Meisterschützen und verlangen in den Drittelpausen Autogramme.
Walter Scheibli macht aus seinem Herzen nie eine Mördergrube. Er ist weder neutral noch sprachlich immer ganz korrekt. Die journalistische Distanz blendet er zuweilen grosszügig aus. Doch im Zürcher Sport gilt er als Ikone – und als wichtigster Stimmungsbarometer. Seine Tonlage verrät schon nach der ersten Silbe, auf welcher Seite das Tor gefallen ist. Der Radioreporter lebte seine Passion stets in einer Doppelfunktion aus – er war immer auch oberster Fan seines Klubs. «Dazu stehe ich, aber ich behandle die Gegner immer mit Anstand und Respekt», sagt er. Beim Staatsradio genügte dieses Bekenntnis allerdings nicht. Nach ein paar Reportagen wurde Scheibli dort in den siebziger Jahren des Feldes verwiesen: «zu reisserisch», beschied ihm die gebührenfinanzierte Obrigkeit.
Es war eine eidgenössische Fehleinschätzung im Sinne der politischen Korrektheit. Aber trotzdem fand der frühere Torhüter des FC Young Fellows (drei Nationalliga- A-Spiele) seinen Platz in der Schweizer Medienlandschaft: als Stimme des Zürcher Sports. Fernsehmoderator und Werber Frank Baumann befördert Scheibli quasi in den Adelstand für Radioreporter: «Waltis parteiisch-unparteiische Kommentare sind dermassen ansteckend, dass es sogar für einen Kloten-Fan schwierig ist, nicht zum ZSC zu wechseln.»
Radio-24-Gründer Roger Schawinski erkannte das Potenzial von Scheibli schon nach wenigen Arbeitstagen: «Aus Dir mache ich den bekanntesten Reporter der Deutschschweiz. Du kannst ein Star werden.» Schawinski sollte Recht behalten. Scheibli wurde zum Star – und begleitete das Zürcher Eishockey durch alle Höhen und Tiefen – von der epochalen Enttäuschung und dem verpassten Aufstieg gegen Ajoie 1988 bis zur meisterlichen Renaissance im Play-off-Final gegen Lugano 2000.
Scheibli steht auch für den Wandel der Medienlandschaft und das Konsumverhalten der Fans. Als er 1983 das erste ZSC-Spiel kommentierte, gab es noch keinen Teletext, und DRS 1 vermeldete die Eishockey-Resultate erst ab 22.15 Uhr. Er erinnert sich: «Wir schalteten uns bei jedem Tor live ein und waren die Ersten, die Eishockey-Zwischenresultate brachten.» Heute fällt die lokale Sportberichterstattung immer mehr dem Sparhammer und dem Live-Ticker der Internetportale zum Opfer. Scheibli nimmt’s gelassen: «Ich bin bei der mechanischen Schreibmaschine stehengeblieben. Mein Handy benutze ich nicht, und im Internet war ich noch nie» – muss er auch nicht, denn von seinem Stammplatz im Hallenstadion aus sieht er jedes ZSC-Tor noch immer ganz genau.
Video aus dem Jahr 2013
(ZSC Lions TV)